Montag, 8. Dezember 2008

Race day


6:15 Uhr fiel der Startschuss zum 5. Ironman Western Australia in Busselton – das Rennen für das ich mich vor einem Jahr entschieden habe. Ziel: Finish with a smile unter 10 Stunden.
I love it when dreams come true :-)

3,8km Schwimmen 58:13 Min.
1. Wechsel 2:17 Min
180km Rad 5:14:39 Std.
2. Wechsel 2:24 Min.
42,195km Lauf 3:42:58 Std.
HAPPY with 9:59:31 Std.

Die Hawaii-Quali war kein unmittelbares Ziel, aber es lohnt sich dafür den ganzen Bericht zu lesen ;-)

Schwimmen – die manu und das Meer
So flach wie am Wettkampftag war das Meer um den Busselton Jetty in den letzten Tagen kein Mal. Da war die Freude schon mal groß. Durch die Startaufstellung mit den Fahnen war der Start eigentlich entspannt und aus der ersten Startreihe ging es ohne viel Gedränge in den Indischen Ozean. Bloß nach ca. 300m kam die Meute von hinten und überschwamm mich fast. Das waren die flotten Schnellstarter, die die ersten Meter richtig Gas geben. Als „Eingangmaschine“ liegt mir das nicht so, da wird schön gleichmäßig durchgeschwommen. So kam es, dass ich nach ca. 1100 geschwommenen Metern eine Wand von schnell gestarteten Schwimmern vor mir hatte, die es zu überwinden galt. Nach 1840m endet der Steg und auf der anderen Seite des Wahrzeichens von Busselton ging es wieder zurück Richtung Strand. Da an den Tagen zuvor beim Schwimmtraining, die Wellen beim raus schwimmen immer von schräg vorne kamen, versprach der Rückweg immer Erleichterung. Darauf hatte ich mich auch gefreut, doch so war es am Wettkampftag irgendwie nicht. Naja, egal. Den Steg zur Orientierungshilfe im Blick ging es zurück, noch ein Stückchen parallel zum Strand und dann war die erste Teilstrecke geschafft. Beim Ausstieg das Gesicht einmal unter die Sprühduschen gehalten, Wechselbeutel #305 geschnappt und ab ins Changingtent.

Radfahren – bitte, bitte kein Defekt
Jetzt kam der spannende Moment – springt meine neu zusammen gebastelte Ersatztachokonstruktion an!? Nein, sie tat es nicht. Die ganzen lieben langen 180km nicht :-(
So hatte ich wenigstens etwas zum Kopfrechnen. 1:45 Std. pro Runde macht bei drei Runden eine Radzeit von 5:15 Std.. OK, das Ziel war klar nach 2:45 Std. wollte ich wieder am Bikestart sein. Bis es soweit war, gab es noch weitere Abwechslung – die Wendepunkte. Versuchen zu zählen wie man im Rennen liegt, ist eine nette Ablenkung. Alle Mädels aus meiner Altersklasse hatten ein N auf der Wade, dass es erstmal zu erkennen galt. Fünf „N-Frauen“ hatte ich auf der ersten Radrunde vor mir ausgemacht, wobei ich da wohl auch die ein oder andere M-Frau (Altersklasse 25-29) mit dazu gezählt haben muss. Nachdem das gesteckte Zeitziel für die erste Radrunde um 3 Min. unterboten wurde, fehlte mir ein funktionierender Tacho auf der zweiten Radrunde doch sehr. So blieb mir kein anderer Anhaltspunkt, als Jagd auf die „N-Frauen“ zu machen. Nach meiner Zählweise lief das auch ganz gut und ich bin als 3. Frau der Altersklasse 30-34 vom Rad gestiegen. Puh, das Radfahren war geschafft, ohne technischen Defekt. Jetzt ging es auf die eigenen Beine und es könnte nur noch anstrengend werden. Die Stoppuhr zeigte zum Radende 6:15 Stunden an. Ein bisschen Wechselzeit und dann Marathon in 3:30-3:40 Std. – das könnte was werden mit dem Ziel unter 10 Stunden zu bleiben :-)

Laufen – 4x10km plus Endspurt
Raus auf die Wendepunktlaufstrecke entlang der Strandpromenade. Wie gut tat hier der Wind, der mich auf dem Rad schon nach meinen Bremsbacken schauen ließ, ob die vielleicht geschlossen seien. Direkt nach der Wechselzone wurde ich gleich von einer O-Frau (Altersklasse 35-39) überholt. Da hab ich mir nochmal ins Gewissen reden müssen: Nein manu, du läufst schön ruhig an, knapp unter einem 5er-Schnitt und wenn du in der letzten, dritten Laufrunde noch kannst, dann kannst du nochmal zulegen. Bis zum Ende der ersten Laufrunde hatte ich die schnell gestartete O-Frau lange wieder eingeholt – man sieht sich häufig zweimal beim Ironman. Noch vom letzten Radwendepunkt wusste ich, dass die Mädels aus meiner Alterskategorie einen ganz schönen Vorsprung hatten. Zu viel, um sie einholen zu können? Schließlich wäre der zweite Platz in der Altersklasse eine sichere Hawaii-Qualifikation. Ich habe mir eingeredet, dass man den beiden N-Frauen die Strapazen des Tages schon ganz schön ansehen konnte. Was die wohl gedacht haben, als die mich gesehen haben!? Wahrscheinlich gar nichts, denn ich hab auch nicht nach hinten geschaut. Tatsache war, dass ich denen Kilometer für Kilometer näher gekommen bin. Besonders der Zweiten, die ich mit einem mutigen Schritt überholte und ca. bei Kilometer 25 zur neuen dritt platzierten machte.
Zum Ende der zweiten Runde wurde es dann immer härter, die Oberschenkelmuskulatur tat sooo weh. Neben mir hatte ich einen Mitstreiter, der den Zuschauen auf ihre Anfeuerungsrufe noch mit einem Lächeln zurück rufen konnte: No, I´m not enjoying it, it´s no fun and I know that I´m not looking good! Oh ja, der hatte so Recht!!! Freuen tut man sich trotzdem über die Anfeuerungsrufe und einen hab ich auch vorher noch nie gehört: Do you wanne be my next girlfriend? :-) Aber auch damit wurde es schwerer und schwerer das Tempo zu halten.
Water, Ice, High5, Cola – yes please!

Finish with a smile
Bei dem letzten Kilometerschild, Kilometer 40, dachte ich, ich schaff es nicht mehr unter 10 Stunden. Doch dann kam von hinten ein Trupp Männer, die wohl alle noch das gleiche Ziel hatten. Hurry up, you can do it – sub 10! O.K., warum ein Ziel 2,195 Kilometer vor dem Ziel aufgeben. Alle letzte Energie aus Muskeln (da war nicht mehr viel zu holen), Herz und Kopf zusammen gesammelt und nochmal gerannt, so schnell es geht. Schneller als ich vorher dachte, dass es noch geht. 9:59:59 Stunden, lauf, lauf, lauf, in 9 Minuten ist alles vorbei! Während ich da so das letzte aus mir raus holte, kam bei Kilometer 41 eine Frau an mir vorbei geschossen. Mit Kompressionssocken ihren Altersklassenbuchstaben verdeckend, hab ich die locker für mindestens eine Altersklasse über mir eingeordnet. Ja, so ein Ironmantag macht alt. 32 war die Gute und damit neue Zweitplatzierte. Das hab ich aber erst später erfahren und das war auch gar nicht so schlimm, denn schneller hätte ich wirklich nicht gekonnt. Bis zur Ziellinie hab ich mein Bestes gegeben und am Ende mit 9:59:31 Stunden zum ersten Mal unter 10 Stunden gefinisht.

Keine Hawaii-Quali oder doch?
Von der Massagebank konnte man auf einer großen Leinwand die Ergebnisse anschauen. Da lag ich da, völlig bewegungslos, aber noch lange nicht regungslos. Schwarz auf weiß stand dort geschrieben. Manuela Dierkes 3. in der AK 30-34 hinter der Frau von Kilometer 41, die nach 9:58:51 Stunden über die Ziellinie gelaufen ist. In dem Moment hieß das 40 Sekunden an der Hawaii-Quali vorbei – das ist knapp! Glücklich und zufrieden ging es mit diesem Gedanken ins Bett.
Aber solange es noch kein Hawaii-Slot-Roll-Down gab, sollte man noch nicht die Reisepläne für 2009 angehen. Heute um 11 Uhr kamen bestimmt 200 Athleten zusammen, um im Nachrückverfahren noch einen der 35 Quali-Plätze zu ergattern. Begonnen wurde mit den Frauen, von jung nach alt. Altersklasse 30-34: Betont wurde, dass dies die meist besetzte und sehr starke Altersgruppe war. Unsere Siegerin wurde im Gesamteinlauf 9. Die Zweite und ich reihten uns mit Platz 12 und 13 in die gesamte Frauenergebnisliste ein. Und jetzt kommt´s: Weil das so ist, wurde der Qualiplatz aus der Altersklasse männlich 70, dessen einziger Athlet es ist nicht bis zur Ziellinie geschafft hat, ganz offiziell zu unsere Kategorie zugeordnet. Das hieß drei Mädels in der AK 30-34 dürfen nach Hawaii. Da kann ich doch nicht nein sagen :-)
Nicht angenommen hat den Platz unsere erste Frau, so dass am Ende sogar noch die vierte Frau ihr Ticket nach Hawaii lösen konnte.
Das muss ich jetzt erstmal realisieren, gesundheitlich alles gut, unter 10 Stunden und als Bonus noch die Hawaii-Quali :-)
Spätestens wenn ich die 855 AUD $ auf meiner Kreditkartenabrechnung sehe, werde ich es glauben, denn das ist nach der Qualifikationsannahme der nächste Schritt zu den Ironman World Championships auf Hawaii.
Unglaublich, ich werde am 10. Oktober 2009 auf Big Island dabei sein :-)

Schöner hätte das einjährige Projekt Ironman Western Australia nicht enden können!

Und weil ich gerade die ganze Welt umarmen könnte...
Big hug from Busselton
happymanu

NB: Rennberichte findet ihr unter http://www.tri-mag.de/ und http://www.tri2b.com/
Alle Ergebnisse auf http://www.ironman.com/

10 Kommentare:

Jürgen Janßen hat gesagt…

Herzlichen Glückwunsch zu Deinem tollen Rennen und zu Deinem Startplatz auf Hawaii 2009. Nun hast DU mit der Startnummer 305 gut vorgelegt. Nun erhole DIch und freue Dich auf die nächsten Tage, wenn die Schmerzen aus Deinem Körper weichen. Aloha...

Liebe Grüße
Jürgen

Anonym hat gesagt…

Herzlichen Glückwunsch Manu,

wie erwartet hast Du mal wieder richtig was gerissen. Habe schon morgens Deine Zeiten studiert und mich riesig für Dich gefreut!!!!
Erhol Dich gut und laß was hören sobald Du wieder aufnahmefähig bist.

Drück Dich,
Der S. aus U. ;o)

Anonym hat gesagt…

Hi Manu,
Gratulation nochmals zu deinem super Rennen und natürlich der erfolgreichen Quali für Hawaii.
Nur die Begabten und Willensstärksten schaffen das so "locker" und gelächelt hast du garantiert auch, wenn du angefeuert wurdest... ;-)

GLG, ThomasA

Anonym hat gesagt…

Der Tri Utzi muß Dich ja lieben........... aber dabei hast Du doch noch mehr Anhänger oder???Liebe Grüße Hansi

Anonym hat gesagt…

hey manuuuuuuuu ... fääääteste congratulations - da hat sich dann ja doch meine spontane geschlechtsumwandlung gelohnt ;-) ! freue mich tierisch für dich, dein tolles rennen und natürlich auch über die quali - d. h. dann wohl für mich, dass ich im sommer wieder 2. frau spielen darf *was* - freue mich schon drauf ;-) !!

... und hey - schmerz ist schwäche, die den körper verlässt - d. h. die bist du nun schon einmal los und hawaii 2009 kann kommen!

glg aus hh, der fränk

Anonym hat gesagt…

Wahnsinn! Herzlichen Glückwunsch, Manu!


Madlen

Anonym hat gesagt…

klammer auf bow klammer zu

Anonym hat gesagt…

Maaaaaanuuuuuuu - was für ein Rennen, was für ein Bericht (habe jedes einzelnen Wort "aufgesogen")und was für ein Finish :-))) War die ganze Zeit "bei Dir" und habe fest die Daumen gedrückt. Ganz ganz herzlichen Glückwunsch !! Wünsche Dir noch ein paar schöne Tage in Down Under- genieß Deinen Erfolg und das tolle Gefühl !Freue mich jetzt schon auf mehr Berichte !!!

Ganz liebe Grüße - du Super-Athletin
Anja

Anonym hat gesagt…

Na du
da haste den hebel ja ordentlich auf den tisch gelegt. Hoffe es geht dir schon ein bisschen besser und du kannst dich richtig über die quali freuen. Hat das daumendrücken doch geholfen. Freu mich schon auf dein strahlendes gesicht wenn du wieder hier bist.Aber nun erhol dich erstmal und genieße den erfolg der alltag kommt noch schnell genug.
Glg Thomy

Anonym hat gesagt…

ironmanU,
toller Bericht, tolle Bilder, tolle Werbung für den Sport und für Dich und natürlich ein supertolles Ergebnis. Herzlichen Glückwunsch und lG,
Matthias (sowie sicherlich die besten Wünsche von Gunnar, Frank, Kai, Peter,u.v.a.)